
Hobby zum Beruf gemacht! Wie schön! Oder?
Nicht alles echt. Die schöne Welt des Scheins.
Die Inspirationen aus der Welt von Insta und Pinterest sind ein Widerspruch in sich – einerseits findet man wirklich schöne Ideen, auf die man selbst niemals gekommen wäre. Andererseits siehe ich dann Bilder (nicht nur) von Torten, bei denen ich denke – niemals, wirklich niemals bekomme ich das so geil hin. Und man fühlt sich – obwohl man tolle Sachen macht – ganz klein. Für die Psyche nicht gerade der Brüller.
Ok – ich weiß nach dem Besuch unzähliger Messen auch, dass viele dieser Torten reine Show-Torten sind – innen mit Styroporkern. So ein künstliches Gebilde ist geduldig mit allem was man mit ihm so anstellt. Styropor schmilzt nicht, wenn man seine Fondanthülle stundenlang mit feinen Pinselstrichen zu Meisterwerken, die dem Louvre würdig sind, verwandelt. Styropor kann man ganz locker auch mal auf die Seite legen oder auf den Kopf stellen. Wäre da eine Moussetorte drin, sieht die Welt gleich anders aus. Nicht nur die Sahne wird sauer – auch der Kunde der so ein olles, über mehrere Tage verziertes Ding dann auf dem Büffet stehen hat.
Ich habe in meinem Leben exakt fünf Showtorten mit Styroporkern gemacht – zu mehr hatte ich keinen Nerv. Ich hatte immer den Wunsch, dass meine Arbeit jemanden erfreut und auch schmeckt. In den meisten Fällen habe ich das hinbekommen. Doch manchmal lagen Erwartungshaltung der Kunden und Möglichkeiten bei einer echten Torte, sowie – und jetzt kommts – das Budget nicht auf einer Wellenlänge.
Ehe riskiert und Nächte geopfert.
Kritisch waren Kunden, die sich im Netz inspirieren ließen und wirklich keine blasse Ahnung hatten, welche Zeit so ein Kunstwerk in Anspruch nimmt. Sie legten einem, mit den Worten: „So, genauso hätte ich die Torte gern.“ ein Bild auf den Tisch und schauten ganz erwartungsvoll. Bei der Antwort, „Die ist aber hübsch, wie hoch ist denn ihr Budget?“ hoben sie dann erstaunt die Braune und fragten „Warum, was kostet denn so eine Torte? “. Tja, was soll ich sagen? Manche waren unbezahlbar – weil ich viel Lebenszeit und Nerven investiert habe, meine Ehe riskiert und die Nächte geopfert.

