Kleingeistig?

… und warum ich mich schon wieder verzettelte, Euch mit dem „Aus“ des Crowdfunding Carola und Hans vorstelle. Ein paar Anekdoten vom Amt und wie es nun weitergeht. Und der längste Blogbeitrag aller Zeiten.

Holt Euch erst mal einen Kaffee

Vor drei Wochen haben ich Euch mit Berichten rund um mein Projekt der mobilen Vintage Eis- und Weinbar versorgt. Euch erklärt warum, und wie ich den alten Westfalia Anhänger restaurieren und ausbauen möchte. Begonnen hat es mit dem Aufruf der Rheinhessen Touristik GmbH zum Wettbewerb Ideenreich Rheinhessen. Zur Vorfinanzierung des Projektes begleitetete Rheinhessen Touristik und BTE einige findige Gründer auf dem Weg, ihr Projekt mittels Crowdfunding zu realisieren. Ich war voller Zuversicht, dass ich ein paar von Euch von der Idee begeistern kann.

Fotocredit: Ivan Kruk (Adobe Stock #219820987)

Doch wie es scheint bin ich nach wie vor die Einzige die von der Idee schwärmt und damit aber auch die Einzige die bei einer Realisierung außerhalb des Crowdfunding in das volle Risiko mit einem Bankkredit gehen würde. Und das werde ich nicht tun. Kein Anhänger. Kein Eis. Kein Wein. Denn…

… die Crowd zeigt die Erfolgschancen auf…

… so zumindest eine der Aussagen von Startnext. Das heißt nichts anderes, als dass der Erfolg einer Crowdfunding Kampagne schon vorab zeigt wie begeistert zukünftige Kunden von der Geschäftsidee sein werden. Und wenn ich nun auf die bisherigen Unterstützer schaue, sehe ich, dass keinen interessiert ob es eine mobile Eis&Weinbar in Rheinhessen geben wird oder nicht.

Keine Verlinkung, keine Bitte um Unterstützer mehr…

Daher ist das mein letzter Post bezüglich der Fine’st Eis&Weinbar. Nach dem Ende der Finanzierungsphase des Ideenreich Rheinhessen werde ich sicherlich noch einmal darüber berichten, welche Projekte es letztlich geschafft haben.

Und ich hoffe, dass eine meiner Bekannten, tätig in führender Position der Rheinhessischen Wirtschaft mit ihrer Aussage: „Die Rheinhessen sind zu kleingeistig für solch eine Aktion.“ und der Annahme, dass die Rheinhessen ihr Geld lieber raffen, als auszugeben, eines besseren belehrt wird. Es sind wirklich tolle, unterstützungswürdige Projekte dabei, die vor allem der Region gut tun. Die wenigsten dieser Projekte sind für die Initiatoren künftig wirkliche Einnahmequellen für den Lebensunterhalt.

Crowdfunding – nicht verstanden.

Ich vermute, dass ich nicht in der Lage war Euch das Crowdfunding zu erklären oder Euch so zu begeistern, dass ihr Euer Geld als Vorfinanzierung für die Idee gebt. Bis heute fragen mich engste Bekannte, manchmal hören sie auch jetzt erst, wo ich sage, dass ich nicht weitermache, richtig zu. Jetzt fragen sie mich „Ach, das ist keine Spende…?“ Nein, ist es nicht. Jeder hätte etwas dafür bekommen. Ein Picknick, Spagettieis, Werbung…. je nach Wahl des Dankeschöns.

Fotocredit: Maxim Amelyanchik (Adobe Stock #206436792)

Doch kleingeistig – wirklich?

Ich habe nicht vor die Rheinhessen zu beleidigen. Und die Behauptung ist harter Tobak. Denn es unterstellt, dass man nicht über den Tellerrand hinaus blickt. Und das wo doch die Rheinhessen die Entwicklung der Region so pushen. Sie haben sich neu erfunden, die Winzer. Sie haben so viel für den Tourismus in die Wege geleitet, die Kommunen. Sie siedeln neue Unternehmen an, fördern Gründer, prämieren innovative Businesskonzepte, die Wirtschaftsförderer. Ja, das tun sie. Alle. Mit Herzblut und Leidenschaft – es gibt hier nichts zu schmälern, nichts klein zu reden. Nur, dass es nicht die Einzigen sind. In allen anderen Landstrichen passiert eben soviel oder manchmal auch mehr. Oft sind es die Regionen, die Orte, die besonders viel aus der Gemeinschaft (!), also aus der Crowd hervorbringen, die ansonsten wenig zu bieten haben. Die nicht an der Rheinfront liegen, nicht im Speckgürtel irgendeiner Metropole.

Zumindest hier an der Rheinfront ist es ja nun wirklich so – man geht in der Fülle der Freizeitangebote, Feste, Ausstellungen, Aktionen und buchbaren Aktivitäten förmlich unter. Es gibt Wochenenden da könnte man auf sechs verschiedene wunderschöne Feste im Umkreis von 10 km gehen. Wozu braucht es da noch einen mobilen Eiswagen? Gar nicht. Eben. Und für diese Einsicht bin ich dankbar.

Das heißt also auch – die Menschen hier in der Region sind vielleicht nicht kleingeistig oder offen für innovative Herangehensweisen. Sie sind aber satt. So satt, dass sie manchmal gar keine Zeit finden, das Herzblut und das Feuer, dass hinter einer Ideen brennt, zu erkennen und zu fördern.

Und manchmal denke ich auch – vielleicht sitzen in diesen Regionen/ Kommunen, die etwas abseits liegen, auch Menschen, die die Chancen für ihre Gemeinde ganz anders sehen, die verstehen wie wichtig es ist, in einem Ort zu leben und nicht nur zu übernachten, die Vorgaben anders nutzen. Denn kein geltendes Recht hat nur eine Möglichkeit der Auslegung. Es kommt immer darauf an…

… Frau Riedel, so ne tolle Idee, aber …..

… da brauchen Sie eine Personaltoilette… Im Zuge meiner Recherche nach Möglichkeiten, wie ich Fine’st Eis&Wein auch direkt in der Gemeinde bekannter und damit förderwürdig machen könnte, war die Idee, den Anhänger zunächst einmal in Dienheim auf dem freien Platz zu positionieren. Hier – auf einem eigentlich uncharmanten Parkplatz, der für Stabaus, Kerb, St. Martin und Weihnachtsmarkt genutzt wird – wollte ich die mobile Eis&Weinbar von Freitag bis Sonntag platzieren. Zu Zeiten, an denen kein Anwohner mit Lärm strapaziert würde und nur bei schönem Wetter. Direkt daneben ein Spielplatz. Ein paar Bierzeltgarnituren und Stehtische für ein ungezwungenes Beisammensein der Gemeinde.

Eins vorweg – einen Nutzen, hätten vermutlich zunächst einmal ausschließlich die Einwohner gehabt. Oder wer glaubt, dass man sich hier eine goldene Nase verdienen kann? Und wenn das einer glaubt, warum macht er es dann nicht? Ich komme gern nach der Gassirunde auf ein Piffchen oder zwei vorbei.

Aber der Reihe nach. Erfahrungsgebeutelt durch Fräulein Fine, ging ich erst einmal zum Amt, um mich zu erkundigen ob es da wohl ein Hürde geben könnte. (Die Gemeinde Dienheim ist hier außen vor – da war zunächst nur Zustimmung! Aber mit der Bitte nach Klärung in der VG)

Ich will jetzt nicht sagen, dass ich gleich nach dem ersten Gespräch entmutigt von dannen zog. Doch entnervt war ich. Ziemlich sogar. Erst einmal wurde beim Kreis nachgefragt ob ich einen Bauantrag stellen muss (der Anhänger hat Räder – und wäre immer Freitags hin- und Sonntags wieder weg gezogen worden!). Da gab es Entwarnung. Erstaunlicherweise.

Dann der Hinweis, dass man Alkohol nicht im Reisegewerbe ausschenken kann (Foodtrucks arbeiten in der Regel mit einer Reisegewerbekarte). Das war mir zum Beispiel neu, denn ich kenne so viele Foodtrucks und -trailer, die Bier oder Wein dabei haben. Laut Amt müssten die (ob sie das auch tun, ist ja wieder eine andere Sache) jedes Mal eine gesonderte Ausschankgenehmigung beantragen.

Die Idee vom Amt war dann, für den Anhänger eine Konzession zu beantragen. Die wäre nach Rücksprache auch durch gegangen. Unter der Voraussetzung, dass ich genügend Toiletten nachweisen kann. Und vorausgesetzt die Genehmigung auf Sondernutzung des öffentlichen Grundes durch die Gemeinde wäre wirklich erteilt worden. Mündlich erst einmal kein Problem und am freien Platz sind öffentliche Toiletten, für die ich einen Schlüssel bekommen könnte. Nur wäre ich dann von Freitag bis Sonntag auch für deren Sauberkeit verantwortlich (aber auch das ist ja machbar). Gut soweit.

Fotocredit: beats_ (Adobe Stock #185689432)

Eis kann man übrigens im Reisegewerbe anmelden. ABER lt. Gesundheitsamt, wäre es mit einem feststehenden Platz und einer Konzession für die drei Tage kein fahrendes Gewerbe mehr und daher (!) benötige ich eine Personaltoilette. Nein, die könne man von den öffentlichen nicht abzwacken und als Personaltoilette ausweisen – denn (!) man nutzt ja das Waschbecken gemeinsam und dieses ist natürlich auch nicht (!) mit einer Sensor-Armatur bestückt.

Auf meine Frage wo den der fahrende Eismann seine Toilette nachgewiesen hat, kam keine Antwort. Und auf die Frage wo der „Hähnchen-Mann“ oder der Burger-Foodtrailer ihre Personaltoilette mit Sensor-Armatur haben, kam die Antwort: Das wäre ja ein Imbiss, da gelten andere Vorschriften. Ach nee. Is klar.

Was kann man da machen? In die Tischkante beißen… ehrlich.
ICH KAPIERE ES NICHT! Aber was soll’s ist eh Schnee von gestern – das Crowdfunding funktioniert nicht und damit kann mir das eigentlich alles egal sein.

Wie geht es weiter?

Gar nicht. Zumindest nicht mit Fine’st Eis&Wein. Ich werde nicht in das Risiko mit einem Bankkredit einsteigen. Banken wollen das ganze Jahr die Raten zurück. Im Winter verkauft sich Eis jedoch sehr schlecht… Die Dankeschöns eines Crowdfunding hätte ich im Sommer abarbeiten können. Außerdem war das Crowdfunding in erster Linie zur Restaurierung des Anhängers und eine Art „aus der Taufe heben“ angedacht. Ich sah mich nicht in der Situation direkt wieder ein neues Catering-Gewerbe anzumelden und die nächsten Jahre statt mit Kuchen nun mit Eis durch Rheinhessen zu tingeln. Es hätte sich jemand gefunden, dessen Herz für diese Sache schlägt. Und der- oder diejenige hätte diese Idee weiterführen können. Denn ich habe mich mit dem Projekt des Crowdfunding schon genug verzettelt, es nimmt Zeit in Anspruch, dass ich weder für diesen Blog noch für meine Tätigkeit als Hochzeitsplanerin und Freie Rednerin zur Verfügung habe. Deshalb bin ich auch irgendwie froh. Und jetzt konzentriere ich mich wieder darauf – wird Zeit. Und damit bin ich bei:

Zitronentarte-Fan, Weltenbummlerin und Gastgeberin.

Eine meiner (wenigen) Unterstützer war Carola. Vor vielen Jahren – Josh war noch nicht einmal geboren – durfte ich die Bekanntschaft von zwei wunderbaren Menschen machen. Carola und Hans Bürkle sind unweit meines damaliges Zuhauses mit Ihrer Villa Spiegelberg beheimatet sind.

Foto: Villa Spiegelberg/Hans Bürkle

Carola ist der größte Fan meiner Zitronentarteletts mit italienischer Meringue. Carola ist Gastgeberin in der Villa Spiegelberg. Hat viele Jahre Gruppen des gehobenen Management beheimatet und dafür gesorgt, dass sie nach anstrengenden Klausurtagungen lecker verpflegt wurden. Heute kann man in der Villa Spiegelberg nach wie vor übernachten. Sofern Carola nicht selbst die Welt bereist, sind Besucher, die unsere Region kennen lernen wollen, dort herzlich willkommen. Ich mag Carola aufgrund ihrer positiven Art so gern. Es geht immer ein bisschen die Sonne auf, wenn sie kommt. Warum erzähle ich jetzt von Carola? Weil sie außerdem die Ehefrau von Hans ist:

Schokofan, und Coach.

Hans mag unglaublich gern sehr schokoladige Kuchen und Torten. Immer wieder standen die Beiden entweder vor meiner Knutschkugel oder Hans kam mal ins Cafe geradelt und war immer tief enttäuscht, wenn keine Schokokreation da war. Außerdem ist Hans ein sehr guter Berater und Sparringspartner wenn es um Karriereplanung und -coaching geht.
Er ist ein typischer Vertreter der Menschen im „Un-Ruhestand“, Autor, Karrierecoach, stets aktiv in der Region und mittlerweile auch Reisebegleiter seiner Frau.

Hans Bürkle

Gerade hat er wieder ein Buch als Co-Autor herausgegeben. Hinter dem sperrigen Namen Erfolgs-Methodologie geht es in einem zunächst theoretischen Teil und dann praktischen Teil darum, wie man die persönlich wichtigen beruflichen und privaten Ziele herausarbeitet, vereinbaren und erreichen kann. Wer mehr Informationen darüber lesen mag, findet in der Allgemeinen Zeitung einen Artikel.

Konzentriere Dich!

Durch Hans habe ich vor über 15 Jahren die EKS Strategie kennen gelernt. Dabei geht es darum, die eigenen Kräfte optimal zum Nutzen einer Zielgruppe einzusetzen. Auch wenn ich das Prinzip nicht verinnerlicht habe, so begleitet es mich seit dieser Zeit immer wieder. Und immer wieder höre ich Hans: „Nicht verzetteln! Konzentriere Dich auf das was Du wirklich kannst!“ Das hört sich so einfach an. Und ist doch so schwer.

Doch eigentlich ist es wirklich ganz einfach: Finde die Speerspitze deines Könnens, die Besonderheit, die Einzigartigkeit und steche damit aus der Vielzahl von Bewerbern, von Unternehmen, von Produkten – aus der Masse heraus. Stelle den Nutzen für die Zielgruppe ( Unternehmen/ Personalabteilung, private oder gewerbliche Kunden – je nach dem was es eben ist) in der Vordergrund und erreiche damit einen Wettbewerbsvorteil, der deinen eigenen Gewinn (neue Stelle, Umsatzzahlen…) steigert und der Zielgruppe dient.

Was kann ich wirklich? Wie geht es weiter?

Diese Frage war und ist für mich eine der schwersten überhaupt. Was kann ich? Was bin ich? Mit mittlerweile 48 Lebensjahren wurde mir natürlich immer wieder mal rück gemeldet, wie andere mich sehen. Auch meine eigene Sicht auf meine Stärken ist klarer geworden. Dennoch fällt es mir schwer selbstbewusst und zuversichtlich zu sagen: Das kann ich besonders gut! Denn leider, habe ich meine Stärken noch nie dauerhaft auf die Straße bringen können. So dass ich mit diesen Talenten und dem Können tatsächlich meinen persönlichen Gewinn (monetär) steigern konnte. Und so geht es denn auch weiter: Ich muss mich sammeln, um diese Stärken besser und gezielter einzusetzen.

Ein Ziel ist es, ein kombiniertes Back- und Ratgeberbuch für DIY Bräute zu veröffentlichen. Ein anderes, mein Organisationstalent im Bereich der Planung von Hochzeiten an den Mann, die Frau bzw. das Brautpaar zu bringen.

Und last but not least möchte ich hier eine kleine Gemeinde an Lesern, die ich mit meinen Berichten, Rezepten und Anleitungen begeistern kann, für mich gewinnen.