
Luca App für Events und Gastronomie – Kontaktverfolgung sicher und unkompliziert
RHEINLAND-PFALZ WIRD „LUCA-LOCATION“
Dieser Artikel wurde im Original auf RheinSelz Highlights am 25.03.2021 um 09:22 Uhr veröffentlicht.
Luca ist eine App, die zu Lockerungen im öffentlichen Leben beitragen und langfristig weitere Lockdowns verhindern soll. Wir erklären wie sie funktioniert und wie wir uns für den Start vorbereiten können.
Malu Dreyer kündigte in der Pressekonferenz vom 23. März an, dass Rheinland-Pfalz die Lizenz – neben acht weiteren Bundesländern u.a. Hessen und das Saarland – erwerben wird. Die Kontaktnachverfolgung in der Corona-Pandemie gilt als eine der wichtigsten Säulen in der Bekämpfung des Virus und zur Unterbrechung der Infektionsketten. Doch wie funktioniert die Luca-App?
Einsatz überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen
Händler, Gastronomen, Behörden, Kulturtreibende und alle anderen, die mit Publikum zu tun haben, können im Management-Tool „Luca Locations“ ihre Standorte anlegen, QR-Codes erstellen und die Check-ins verwalten. Auch in Sportstätten, Schwimmbädern oder Pflegeheimen kann die App zum Einsatz kommen.
Termin-Shopping via App planbar
Durch sogenannte Bereichsprofile (das können Tische oder Berater sein – die Definition kommt von Nutzer) können Händler auch Termin-Shopping Angebote via App planen und die Kontakte speichern.
Mehr Informationen finden Unternehmen in der Anleitung. Betriebe, die den aktuellen Lockdown nutzen wollen, um bereits Plakate, Social Media Posts, etc. vorzubereiten, können sich im Download Bereich der Unternehmensseite kostenfrei Material herunterladen. Noch ist das für uns zuständige Gesundheitsamt nicht angeschlossen – doch man kann sich vorbereiten.

Besonders wirksam wird die App, wenn viele mitmachen. Daher sollten sich Bürger die App auf ihr Smartphone oder Tablet laden. Die App ist für iOS, Android und als Webapp verfügbar. Nach der Installation fragt Luca Namen und Kontaktdaten ab und ist dann schon startbereit. Als Besucher einer „Luca-Location“ scannt man am Eingang einen ausgelegten QR-Code oder hinterlässt den von der App generierten eigenen Code. Durch diesen Vorgang hinterlegt man beim Betreten einer „Luca-Location“ verschlüsselt seine Kontaktdaten.https://www.youtube.com/embed/YUqxtpSPDE4?modestbranding=1&rel=0
Die App ersetzt die Zettelwirtschaft der Kontaktverfolgung aus dem letzten Jahr. Gastronomen, Kinos, etc. brauchen nicht mehr die handschriftliche Eintragung von Kundennamen, -adressen und Telefonnummern in Listen zu kontrollieren und aufzubewahren. Man hinterlässt nun auch seine Daten vollkommen anonymisiert und datenschutzkonform. Und nach vier Wochen werden die Kontaktorte/-daten automatisch gelöscht.

Kein Smartphone? Kein Problem.
Die App ist in der Nutzung kostenfrei. Wer kein Smartphone besitzt kann ab Anfang April als Alternative zum Smartphone auch einen Schlüsselanhänger für unter 3,00 Euro kaufen. Diese werden dann bei Behörden, Ämtern und den Betreibern der App zu erwerben sein. Der Schlüsselanhänger hat einen festen QR Code, der beim Betreten einer Luca-Location eingescannt wird.
Daten im Klartext nur bei Infektion
Nur wenn der „Ernstfall“ eintritt und ein Nutzer sich infiziert hat, werden im Rahmen einer Infektionsnachverfolgung die Daten ausgelesen. Mit Hilfe einer TAN können betroffene Personen ihre Besuchshistorie in den Locations mit dem Gesundheitsamt teilen. Das Gesundheitsamt wird nach Risikobewertung bei betroffenen Standorten mit einem Klick die Freigabe der restlichen Check-ins anfragen. Dabei nutzen die Gesundheitsämter IT-Sicherheitszertifikate der Bundesdruckerei. Erst nach Freigabe durch den Standort kann das Gesundheitsamt auch die Kontaktdaten der anderen Gäste entschlüsseln und sie ggf. informieren.

Erste Kommunen in Rheinland-Pfalz schon startklar
Bevor jedoch die App für Gastronomen wie auch die Bürger richtig nutzbar wird müssen die Kommunen sowie die Gesundheitsämter (Infos für Gesundheitsämter) die notwendigen Schritte einleiten. Noch ist die Luca-App in Rheinland-Pfalz nicht im Einsatz – doch einige Kommunen sind bereits startklar. Die Stadt Speyer sowie der Kreis Bad-Kreuznach haben bereits alle wichtigen Vorkehrungen getroffen. Nun gilt es landesweit nachzuziehen.
Mecklenburg-Vorpommern Vorreiter
Bereits Anfang März entschied sich Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland die Lizenz für die Luca-App zu kaufen und flächendeckend einzusetzen. Insbesondere Rostock war die letzten Tage viel in der Presse. Der dortige Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen hat den Ruf eines innovativen und zielstrebigen Politikers, der zum Wohle der Bürger*innen und Wirtschaft seiner Stadt auch hin und wieder Bundesvorgaben kreativ handhabt. In Rostock nutzen bereits über 800 Einrichtungen die App und vergangenen Samstag gab es hier auch das erste Fußballspiel der Bundesliga mit Zuschauern – ein Test, wissenschaftlich begleitet, aber immerhin. Nicht alles funktioniert reibungslos aber die Händler in Rostock sind positiv gestimmt.
Ersetzt Luca die Corona Warn App?
Nein! Die Apps zielen auf unterschiedliche Szenarien.
Die Corona-Warn-App arbeitet ähnlich einem Radar über die Bluetooth Schnittstelle und zeigt dem Nutzer (bei korrekter Verwendung) an, ob er kürzlich mit jemanden Kontakt hatte, der nun infiziert ist.
Luca App dient zur datenschutzkonformen An- und Abmeldung zu einer Veranstaltung und die unter Umständen notwendige spätere Kontaktnachverfolgung. Sie funktioniert – anders als die Corona Warn App – auch dann, wenn während einer Veranstaltung das Handy ausgeschaltet wird.
Beide Apps können einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen das Virus leisten und sollten daher beide installiert und genutzt werden.

Was hat Smudo von den „Fantastischen Vier“ mit der App zu tun?
Nexenio, die Entwickler der App ist ein Start-Up und eine Initiative des Hasso-Platter-Instituts, der Universität Potsdam sowie Kulturschaffenden wie z.B. den Fantastischen Vier. Smudo erklärt die Motivation dahinter: “Luca kann uns helfen, soziale Kontakte und Treffen mit anderen auch in Zeiten der Pandemie möglichst nachvollziehbar zu gestalten und zu dokumentieren. Der Besuch von Gastronomie und Kultur, von öffentlichen oder privaten Veranstaltungen gehört zu unserem Leben dazu. Wir brauchen eine Lösung, die funktioniert, die akzeptiert ist und bei der jeder Nutzer weiß, was mit seinen Daten geschieht. Wir sind ein Teil der Kulturszene, aber wir sind auch Eltern, Söhne, Enkel – und damit persönlich betroffen. Wir brauchen gesellschaftliche Kontakte, aber wir brauchen auch die Möglichkeit, diese Pandemie zu begrenzen. Als wir von der Idee für Luca hörten, waren wir begeistert. Und als klar war, dass Luca mehr Support und mehr Öffentlichkeit brauchte, war für uns klar, dass wir an Bord sind.”
Kritik an der App. Aber es wird nachjustiert.
Wie immer, wenn es um persönliche Daten geht, gibt es natürlich auch Kritik. So schreibt die Süddeutsche Zeitung am 22. März: IT-Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne und der Radboud-Universität Nijmegen kritisieren den zentralisierten Ansatz: Wer die App kontrolliere, könne Daten der Nutzer missbrauchen „ob spontan oder unter Zwang“. Die Betreiber könnten „schlussendlich Nutzer über Veranstaltungsorte hinweg verfolgen und soziale Beziehungen zwischen ihnen nachvollziehen“. Ein Nachteil gegenüber der oft verdammten Zettelwirtschaft: Über die App ließen sich Veranstaltungsorte in Echtzeit überwachen. Polizei und Unternehmen könnten Interesse an solchen Daten haben. Das beträfe sensible Bereiche wie politische Veranstaltungen. Der Quellcode der Luca-App ist im Gegensatz zu dem der Bundes-App nicht öffentlich, was IT-Sicherheitsexperten skeptisch macht. Nexenio hat versprochen, den Code am 31. März zu veröffentlichen. (Süddeutsche Zeitung, Jannis Brühl, 22.03.2021, Luca soll mit Corona-Warn-App abgestimmt werden)

